STADTNATUR-FACTS

Einfach unglaublich die Berliner Stadtnatur!

Das große ABC der Berliner Stadtnatur für dich zum inspirieren & informieren

Die Berliner Luft wurde schon viel und oft besungen. Ihre Qualität hängt ab von der Zusammensetzung und der Größe des Berliner Waldes: Er senkt die Kohlenstoffbilanz Berlins um 100 000 Tonnen CO2 jährlich und ist Erholungsraum, Holzlieferant, Lebensraum, Klimaschützer, Lärmdämpfer und Wasserspeicher. Auf rund 1530 km Straßen-, Reit-, Wander- und Radwegen gibt es vieles zu entdecken und viel frische Luft einzuatmen. Und er ist – ganz Metropole – sogar mit den ökologischen Siegeln „Naturland“ und „FSC“ zertifiziert. Als Teil der Stadt trägt der Wald auch ein Teil der Geschichte Berlins: Durch den Zweiten Weltkrieg und aufgrund der Blockade Westberlins war fast das komplette Gebiet kahlgeschlagen, u.a. auch um die Reparationszahlungen abzuleisten. Und auch heute noch führen viele Spuren auf und an den Wegen in die Vergangenheit.

Wie Berlin selbst schafft es auch die Natur, aus wenig viel zu machen – Berlin ist auf nähstoffarmem Sand gebaut und grünt und blüht dennoch. Auf dem Sand hat sich nämlich neben dem überall zu findenden Asphalt und Beton auch vielerorts eine Humusschicht abgelagert, die ideale Nährboden für viele Pflanzen bildet. Sand gibt es allerdings auch in seiner ursprünglichen Form zu entdecken – im Wedding gibt es mit den Rehbergen die einzig erhaltene eiszeitliche innerstädtische Binnendüne. Sie ist mit über 3.500 m² ein geschütztes Relikt und am Ende der letzten Eiszeit entstanden: kräftige Winde haben nach Rückzug der Gletscher die am Rande des Urstromtals liegenden Sandkörner aufgenommen, durch die Luft transportiert und immer wieder kreativ neu auf- und umgeschichtet. Der sandige Untergrund ist zu Hause für anspruchslose Arten wie etwa die 3 K (nein: nicht Kinder, Küche, Kirche – wir sind ja nicht in Bayern), sondern: Kartoffel, Kiefern und Kaninchen, die sich in dem nährstoffarmen Umfeld prächtig vermehren können. Aber auch Sandmagerrasen und bodenbrütende Vogelarten, viele Schmetterlingsarten, Spinnen und Amphibien finden dieses vom Wind verwehte Umfeld „arm aber sexy“.

Berlin versorgt sich mit Wasser aus der näheren Umgebung – es gibt ja genug Seen und Flüsse und die Spree fließt ja auch mitten durch die Stadt. Die Spree fließt mitten durch die Stadt, aber aufgrund des geringen Gefälles nur mit circa 9 Zentimeter pro Stunde. 2003 konnte in Köpenick sogar beobachtet werden, dass die Spree rückwärts geflossen ist – in Berlin gehen also nicht nur die Uhren etwas anders. Die Gründe für den Wassermangel der Spree liegen unter anderem in der Beendigung des Braunkohletagebaus in der Lausitz, der zu einem Ansteigen des Grundwasserspiegels führte – das Wasser findet nicht mehr den Weg in den Fluss. Zudem regnet es in Berlin viel zu wenig und das wenige Nass, das von oben kommt, verdunstet zum Großteil und der Zu- und Abfluss der Stadtspree und -havel sind so marginal, dass sich das Wasser quasi rückstaut statt abzufließen, wie in einer Badewanne – wir schwimmen quasi in unserem eigenen „Dreckwasser“, wobei das in seiner Qualität doch sehr einzigartig sein dürfte.

Wer in Berlin geboren und aufgewachsen ist, ist eine Berliner Pflanze, hat also die Wurzeln in den Berliner Sand gebohrt und Berliner Luft ventiliert. Und vieles, was hier wächst und prächtig gedeiht, stammt nicht ursprünglich von hier, sondern ist im Laufe der Jahre erst eine Berliner Pflanze geworden und bereichert heute die tierische und pflanzliche Bevölkerung. Berlin ist dadurch die artenreichste Stadt nördlich der Alpen und zieht weiter neue Einwohner*innen aus allen Kontinenten an: Riesenbärenklau aus dem Kaukasus, Japanische Zeder, indisches Springkraut, nordamerikanische Robinie, Mais und Kartoffeln. Durch die intensiven Reisetätigkeiten, angefangen mit Kolumbus, fand ein reger Austausch von Pflanzen und Tieren zwischen den Kontinenten statt: Samen unter Schuhsohlen, zwischen anderen eingelieferten Pflanzen, im Kot von Tieren um nur einige Wege zu nennen. Doch Migration geht in beide Richtungen: Löwenzahn und Margerite beispielsweise fanden es in Nordamerika so schön, dass sie sich dort ausbreiteten. Bienenstöcke, Kranichschwärme, Turmfalken…all diese Flugmeister schaffen es, ihren Flugverkehr geregelt zu bekommen einschließlich eines Heimathafens, in den sie nach langen Reisen zurückkehren und in denen der Gepäcktransport reibungslos funktioniert – es ist bislang noch jeder Blütenstaub von jeder Drohne dort hingelangt wo er hinmusste um zu Honig zu werden.

Bei den Wildbienen contra Honigbienen sind die Meinungen geteilt. Wenn man davon ausgeht, dass viele Wildbienen und Solitärbienen auf wenige Futterpflanzen spezialisiert sind, und andererseits die Honigbienen als „trachtständig“ gelten, kommt es wohl kaum zu Konkurrenz bei der Futtersuche. Viele der Wildbienen haben auch einen sehr begrenzten Flugradius, manche nur einige wenige Meter; da kann es vielleicht Auswirkungen haben, wenn ein Honigbienenvolk in unmittelbarer Nähe steht und die Futterpflanzen der betroffenen Wildbienen mit „aberntet“. Da die Honigbienen aber möglichst effektiv (trachtständig) arbeiten, suchen sie in der Regel erst nach reichhaltigen Futterquellen wie Baumblüten und fliegen dann diese den ganzen Tag immer wieder an. Bei den Wildbienen (und anderen Insekten, Schmetterlingen, etc.) ist wohl eher die Abnahme vieler Futterpflanzen und Nistmöglichkeiten für die rückläufige Zahl der Tiere verantwortlich – dazu gehören viele einheimische Wildkräuter, Staudenpflanzen; das ständige Abmähen von Wiesen- und Grünstreifen, zunehmende Versiegelung von Brachen und Bodenflächen, Insektizide in Privatgärten und auf öffentlichen Flächen (Parks, Straßenrändern) usw… Durch die steigende Zahl der Honigbienenvölker in Berlin kann es aber schon in manchen Stadtteilen auch „eng“ für die Honigbienen werden – zudem kommen zu bestimmten Blühzeiten wie z.B. der Linden noch einmal viele „Wanderimker“ mit ihren Völkern zusätzlich in die Stadt.

Vom eiszeitlich geprägten Ackerland zum städtischen Naherholungsgebiet. Flugfeld, Stadtautobahn – es gab viele Pläne für das heutige Areal des Britzer Gartens. Ab Mitte der 70er Jahre konkretisierten sich diese auf einen Landschaftspark, welcher 1985 im Rahmen einer Bundesgartenschau (BUGA) eröffnet wurde. Bereits 1978 wurde der erste Baum gepflanzt. In der modernen Interpretation des Volkspark-Gedankens sollte der Park der West-Berliner Bevölkerung Freizeit- und Erholungsangebote zwischen gestaltetem Grün, wie Themengärten, kombiniert mit Kunst, Spiel- und Lernangeboten, eingebettet in Natur mit Gastronomie und Parkeisenbahn bieten. Die auf 90 Hektar natürlich anmutenden Landschaftselemente haben die einstige Landschaft überformt. Mit dem Aushub der rund 10 Hektar großen Seenlandschaft wurde der Hügel angelegt. Einerseits bildet die Gestaltung mit einem Wechsel aus Hügeln und Pfuhlen die ursprüngliche Landschaft nach, andererseits imitiert sie andere natürliche Elemente wie den, aus einem Berg entspringenden, Bachlauf. Das Freilandlabor Britz bietet vielfältige generationsübergreifende Veranstaltungen an und vermittelt Wissenswertes über unsere heimische Flora und Fauna.

Schlossparks, Volksparks, Gärten, Friedhöfe, Seen mit Spazierwegen und Ehrenmale umgeben von Grünflächen: Berlin ist eine grüne Stadt, rund 48 Prozent der Stadtfläche bestehen aus Grün- oder Wasserflächen, die zu vielen kleinen Entdeckungsreisen einlädt. Dabei muss man keine großen Reisen auf sich nehmen: auch an unscheinbaren Brückenpfeilern oder grauen Straßenkreuzungen gibt es allerhand zu entdecken. Die meisten Grünflächen sind von Menschen gestaltete Parkanlagen und werden regelmäßig gepflegt. Allerdings findet die Natur Wege, sich in Brachen und verlassenem Gelände wieder anzusiedeln. Dieser Strukturreichtum führt zu einer großen Artenvielfalt innerhalb der unterschiedlichen Biotope: 20.000-30.000 Tier-und Pflanzenarten wohnen in Berlin. Von den über 2100 nachgewiesenen Gefäßpflanzen waren um die Jahrtausendwende fast 1400 Arten etabliert. Darüber hinaus wurden in Berlin 400 Moosarten, 2000 verschiedene Großpilze und mehr als 300 Flechten gefunden.

Die Currywurst gehört zu Berlin wie die Linden und das Brandenburger Tor. Und wer seine Currysoße selbst herstellen möchte, muss sich eigentlich nur bücken: Das Currykraut wächst, so wie Löwenzahl, Brennnessel, Gänseblümchen, Sauerampfer und Bärlauch zu unsren Füßen und wer weiß wo sie zu finden sind, könnte beim täglichen Gang zur Arbeit für das Abendessen kostenlos shoppen gehen.

Wer ist Marie und warum ist sie so dick? Fühlt sie sich wohl davon beleidigt, dass so viele Menschen nur wegen ihr in den Tegeler Forst fahren, nur um ihre Leibesfülle einmal zu sehen und ihre Falten anzufassen? Fühlt sie sich belästigt, weil sie so viele Tourist*innen fotografieren? Ist sie eigentlich wirklich dick (und darf man das heute überhaupt noch sagen)? Ja, sie hat einen starken Umfang (zwischen 598 und 665 cm), aber hochgewachsen ist sie auch – eine Wonne fürs Auge! Trotz der vielen Falten und Runzeln und auch obwohl sie inzwischen etwas hohl ist. Aber das darf man in ihrem Alter – sie soll ja immerhin im Jahr 1107 gekeimt sein, wobei andere sie auch als Kind des 17. Jahrhunderts einstufen – egal, sie ist auf jeden Fall die älteste ihrer Art in ganz Berlin, und darauf kann sie sich als Stieleiche auf jeden Fall was einbilden! Und auch darauf, dass sie ihren Namen wohl von den Gebrüdern Humboldt hat.

Immer wieder kommt es in Flughafennähe zu Zwischenfällen mit Drohnen und es herrscht für die kleinen Flieger dort Flugverbot. Für alle Drohnen? Nein, die unermüdlichen Drohnen in den vielen Bienenvölkern gehen unbeirrt ihrer Arbeit nach. In Berlin finden sich mit rund 317 Arten über die Hälfte der Wildbienenarten Deutschlands. Allerdings ist jede zweite Art gefährdet – die Pestizide und zunehmende Bebauung setzen den kleinen Fliegern sehr zu. Aber auch, dass die Berliner sich neuerdings als Imker-Volk verstehen führt dazu, dass die Honigbienen die Wildbienen verdrängen.

in Berlin wimmelt es von Eisdielen, in denen Neuerfindungen zu überteuerten Preisen an Menschen verkauft werden, die geduldig in langen Schlangen warten…wie wäre es mal mit Einblicken in eine Zeit, in der das Eis Berlin bis zum Hals stand und der Funkturm kaum noch zu sehen war? Von Norden her schoben sich über mehrere Tausend Jahre Gletscher über die Berliner Stadtfläche – zuletzt vor 18.000 Jahren. Diese von Norden kommenden Gletscher haben viel Schutt und Geröll unter sich hergeschoben und dieses Material bildet heute den Untergrund von Berlin: Bis zu 300 Meter hoch war dieser Gesteinsschutt, der aus Nordeuropa wie etwa Finnland, Norwegen oder dem Baltikum. Neben dem Bodenmaterial hat die Eiszeit auch die Bodenform gestaltet: Beim Abschmelzen des Wassers wurden große Schmelzwasserrinnen in den Untergrund gespült – Berlin liegt im Warschau-Berliner Urstromtal, das das Schmelzwasser der Gletscher gen Ostsee hin abgeleitet hat und dessen Uferkanten auf der einen Seite der Prenzlauer Berg und auf der anderen Seite der Kreuzberg bilden. Und so wie auch Eiskugeln zu Boden fallen, stürzen von großen Gletschern manchmal Teile ab, ihr Eigengewicht drückt sie in den Boden, die Oberfläche wird von Sand überweht und so kann sich der Auftauprozess um bis zu 1000 Jahre verzögern. Beim Auftauen der Eisklumpen bildet das Wasser oftmals kreisförmige Seen ohne Abflussrinne mit steilen Uferkanten – und diese sind auch heute noch bei einem Spaziergang an einem heißen Sommertag mit einer Eiswaffel im Grunewald (Postfenn, Pechsee) oder beim Teufelssee in Köpenick zu finden.

Die Doppelorganismen von Pilz und Alge leben direkt vor (und manchmal auch an) unseren Haustüren. Und mit dem entsprechenden Flechtenblick lassen sich die formen- und farbenreichen Lebenskünstler und Extremsportler auch gut finden und wiedererkennen. In Berlin wurden bis heute ca. 310 Arten nachgewiesen, davon sind 112 Arten (ca. 36%) auf der Roten Liste von 2016, von diesen gelten 59 Arten (ca. 18,7 %) als ausgestorben, ca. 102 Arten (32,4%) gelten als ungefährdet. Von allen 250 Arten leben 40% epiphytisch, d.h. hier auf Baumrinde, 30% auf Gestein, 20% auf offenen Böden. Wer’s selbst erleben möchte, schaut nach unter https://uwe-lohmeier.de/

Bart, Brille und immer auf der Suche nach coolen Locations – muss ein Berliner Hipster sein – oder einfach nur ein hipper Waschbär, der sich in Berlin genau so wohl fühlt wie sein menschliches Pendant. Ob im Regierungsviertel, am Alex oder in den grünen Oasen der Stadt finden die Einwanderer aus Wildwest alles was ihr Herz gegehrt: Wohnraum und ein „All you can eat“ – Buffet zu jeder Jahreszeit. Und wie es sich für Berliner gehört sorgen sie gelegentlich für Schlagzeilen, z.B. wenn einer dieser neugieriger Bandit das Kraftwerk Reuter West lahmgelegt und tausende Anwohner aus dem Schlaf reist oder in die Tiefgarage des Hotels Park Inn am Alex einzieht und bleiben darf. Da weder Licht noch laute Musik die Berliner Kleinbären abschrecken kann sind sie fester Bestandteil des Nachtlebens. Die Einen finden sie putzig die Anderen sehen in ihnen eine Plage. Fakt ist: Sie sind gekommen um zu bleiben und sind unsere Nachbarn im Großstadtdschungel.

Die Berliner Mentalität gilt auch für seine Natur. An Flächen, wo man es kaum vermuten würde, wächst und gedeiht unzerstörbares und Unerschütterliches.

(jott we de) – janz weit draußen! Oder einfach mittendrin.

Heute geht’s nicht nur darum, was der Berliner braucht, sondern auch was die Stadtnatur braucht. Das folgt einer einfachen Regel: ist die Stadtnatur glücklich, ist es auch der gemeine Berliner. Schon Claire Waldoff wusste die Antwort auf die Frage „Wat braucht der Berliner um jlücklich zu sein?” und sang “Ne Laube, n Zaun un’n Beet” Damit es auch noch lange in den Gärten piept, sind heute neben den sozialen auch ökologische und klimatische Aspekte wichtig um die Kleingärten zu bewahren. Sie bieten Freiräume, als Treffpunkt für Laubenpieper oder Kaltluftschneise und Lebensräume – auch für viele Vögel, Amphibien, Reptilien, Fledermäuse und natürlich Insekten. Somit leisten einen wichtigen Beitrag, damit es weiterhin ertragreiche Ernten gibt.

„Wird Schlichtheit, unscheinbares Wesen, Mit Mauerblümchen gleichgesetzt, Als Gleichnis im Gedicht gelesen, So wird die Wahrheit arg verletzt. Es zeugt der Blume Wurzelkraft, Die jede Nische nutzt zum Halt, Von Lebenslust und Lebenssaft Im allerkleinsten Mauerspalt. „ Auszug aus dem Gedicht „Mauerblümchen“ von Ingo Baumgartner

Ameisenhaufen, Wespennester,

Wenn man an einem lauen Frühsommerabend durch den Tiergarten radelt kommt man ins Stauen. Anfang April kehren über 3000 Exemplare dieser Zugvögel aus ihrem Winterrückzugsort in Afrika zurück in die Stadt und beherrschen die Klangkulisse. Und auch hier gilt: Das unscheinbare Äußere täuscht über die Grandezza, Musikalität und lyrische Unendlichkeit dieser kleinen braunen Vögel hinweg. Wer sie singen hört, bleibt andächtig stehen und wird glücklich. Es flötet, knarzt, pfeift, tiriliert, zwitschert und girrt in unendlichen Variationen. Die Männchen singen im Duett und buhlen um ein Weibchen. Die Weibchen hören am Gesang, was für einen Partner sie da vor sich haben. Doch wo sitzt der Sänger eigentlich?

Aufstehen, Frühstücken, ab in den Stau und zur Arbeit und abends wieder zurück, das trifft nicht nur auf eine Vielzahl der Berliner*innen zu, sondern auch auf viele Zugvögel, die in und um Berlin auf ihren Reisewegen Rast machen und mit ihrem Gesang die Ankunft des Frühlings vorwegnehmen oder den Herbst ankündigen…

Ganze fünf Straßen mit Q gibt es im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, die mit diesem Buchstaben beginnen. Die längste ist der Quermatenweg im Ortsteil Zehlendorf. Die Straße führt von der Fischerhütten- bis zur Onkel-Tom-Straße. Im Namen steckt der Begriff „Maten“, eine alte Flurbezeichnung. Der Weg führte quer durch die Wiesen, die abgemäht „Maten“ genannt wurden.

Mülleimer sind zum Leeren da – unsere tierischen Mitbewohner sind dabei weniger am Leergut interessiert, sondern vielmehr an den Essensresten und sonstigen fressbaren Abfällen, die wir ihnen dort hinterlassen.

 

Es sind in Berlin wohl eher die tierischen Bewohner, die sich an die Straßenregeln halten denn die menschlichen. Im Tiergarten gibt es Füchse, die genau wissen, wann sie wie sicher über die Straße kommen und auch in anderen Bezirken bringen Wildschweine ihren Frischlingen bei, unbehelligt durch den Verkehr zu kommen.

Vor Entwicklung der Kanalisation entsorgte Berlin seine Abwässer auf extra dafür angelegten Feldern im Stadtgebiet und Umland. Diese Felder sind heute renaturierte Erholungsgebiete mit einer ganz besonders „anrüchigen“ Geschichte. Ende des 19. Jahrhunderts hatten die meisten Berliner Häuser noch Plumpsklos ohne Wasserzufluss und die wenigen Wassertoiletten entledigten sich ihres Abwassers in den Rinnsteinen der Straßen, es grassierten Krankheiten und Gestank. Um dies zu beheben entwickelte James Hobrecht einen Abwasserbebauungsplan, um die Abwässer zu reinigen. 1928 wurden so rund 10.000 Hektar Land zur Abwasserreinigung genutzt – der Rückbau der Rieselfelder erfolgte in den 60er Jahren. Das Abwasser aus privaten oder industriellen Haushalten wurde über 12 Radialsysteme mittels Pumpwerken über kilometerlange Druckrohrleitungen zu den Rieselfeldern gepumpt. Dort wurde das Abwasser in einem ersten Schritt in Beton- oder Erdbecken geleitet, damit sich die Sedimente absetzen konnten. Im nächsten Schritt floss das Wasser auf kleinere Teilfelder (Rieselstücke). Teil des Radialsystems war es, entlang der Rieselfelder Obstbäume zu pflanzen und für die berieselten Felder auch Acker- und Grünland zu nutzen. Sie wurden sozusagen natürlich gedüngt. Auch Fischteiche wurden mit dem gereinigten Wasser gespeist. Durch die Erhöhung der Abwassermengen nahm die Schadstoffbelastung des Bodens mit den Jahren jedoch zu, die Verschmutzung wirkt auch heute noch an. Auf vielen Rieselfeldern wurde noch 1985 eine so hohe Belastung mit Schwermetallen nachgewiesen, dass der Anbau von Gemüse verboten wurde. Einige der Flächen wurden renaturiert, hier finden sich heute Biotope mit einer großen Artenvielfalt, die zu einem keineswegs anrüchigen Spaziergang einladen.

An der Königlichen Realschule zu Berlin (Lage am Potsdamer Thor) gründet Johann Julius Hecker einen ersten Schulgarten.

 

Sie fließt durch die Hauptstadt, sie aber nur der Nebenfluss. Die Spree ist 400 km lang und damit länger als die Havel (165 km). Bei der Mündung in Berlin-Spandau führt die Spree doppelt so viel Wasser wie die Havel –Auf 44km Länge durchquert die Spree Berlin, sie nimmt die Dahme auf und trägt ab dem Landwehrkanal offiziell den Namen „Berliner Spree“, weiter geht es gen Westen durch den Kupfergraben, vorbei an der Spreeinsel; hinter der Weidendammer Brücke mündet die Panke in die Spree, vorbei am Großen Tiergarten und ab Charlottenburg dann mit dem Namen „Untere Spree“. Von 1882 bis 1885 erfolgte die Begradigung und Befestigung der Spree für die Schiffahrt, 15 Spreetunnel unterqueren den Fluss im Stadtgebiet. Der verstädterte Fluss bietet nur an wenigen Stellen Zugänge für Tiere wie Biber oder Fischotter oder verbundene Wasserstraßen ohne Schleusen für etwas Aale. Einige Initiativen (NABU und Stiftung Naturschutz Berlin) arbeiten an einer Verbesserung: Sie bauen Notausstiege und Fischtreppen, um den tierischen Bewohnern die Spree auch wieder bewohnbarer zu machen. Und vielleicht können sogar die Berliner*innen bald wieder bedenkenlos in ihrer Spree ein Bad nehmen.

Eine bislang noch seltene Gattung in Berlin – aber wir gehören dazu! Wir, die StadtnaTourler*Innen, sind speziell durch die Stiftung Naturschutz Berlin ausgebildete Natur- und Landschaftsführer mit unterschiedlicher beruflicher Erfahrung die ihre gemeinsame Begeisterung für die Stadtnatur weitergeben wollen. Unter uns sind Waschbärexperten, Flechtenfans, Rüsselkäferkenner, Forst- und Fischereiexperten, Künstler*innen, Juristen, Lehrer*innen, Stadtführer*innen, Fotograf*innen, Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen und Erzähler*innen. In Berlin gibt es viel zu sehen! Es lässt sich hier gut leben, auch weil Berlin im Vergleich zu anderen Metropolen sehr viel Grün hat. Die Verbindung von Stadt- und Naturerfahrungen in der Hauptstadt liegt uns ganz besonders am Herzen. Wir möchten Sie daher einladen, mit uns die wilde Seite Berlins zu erleben. Vielfalt ist, wie in der Natur, auch eine unserer Stärken: Das kleine Moos an der Ufermauer interessiert genauso wie der Fuchs vor dem Schloss Bellevue. Und die Gewinnung von Trinkwasser ebenso wie die Reinigung vom Berliner Abwasser im „Badewannensystem“. Haben Sie sich nicht schon einmal gefragt, wie es mit Berlins Abwassersystem steht und woher wir in der Stadt unser Trinkwasser beziehen? Wir bieten Führungen zu Fuß, zu Wasser und mit dem Fahrrad an, in kleinen und großen Besuchergruppen. Es geht mit uns durch Wald, Wiese, Park und Stadt. Hierbei sind Menschen jeden Alters herzlich willkommen. Aus verschiedensten Blickwinkeln nähern wir uns der Berliner Stadtnatur, durchleuchten sie mit unseren Gästen und machen sie zu einem ganz besonderen Gemeinschaftserlebnis für die ganze Gruppe. Seit 2016 wird durch die Stiftung Naturschutz, die Weiterbildung zum zertifizierten Natur und Landschaftsführer*In (nach Banu) angeboten – eine starke Antwort auf die zunehmende Verstädterung Berlins. Es geht im Wesentlichen um den Erhalt und die Pflege der biologischen Vielfalt in der Stadt, Landschaftsplanung, Stadtgrün, Naturschutz, Berlin und seine Wälder, das Fischereiwesen und vieles mehr. Die Ausbildung beruht unter anderem auf der Natur- und Kulturinterpretation des Naturphilosophen John Muir, welche die Informations- und Bildungsarbeit der Nationalparks in den USA seit dem 19. Jahrhundert im Besonderen geprägt hat. Wir hören, zeigen, vermitteln und erleben…kommen Sie mit!

 

Viele Berliner zieht es in die Großstadt, weil sie hier ihre Bedürfnisse ausleben und einfach so sein können wie sie sein wollen, sie empfinden das Großstadtklima als optimal zum Leben. 7.087 der circa 20.600 Berliner Tier- und Pflanzenarten verkraften die Großstadt leider nicht so gut, ihr Bestand ist stark gefährdet, sie sind schutzbedürftig und stehen auf Roten Listen: Blindschleiche, Ringelnatter, Zauneidechse und Co, 13 % aller Arten sind bereits ausgestorben.

 

Der Berliner ist im Sommer oft auf den anliegenden Seen zu finden, am Ufer, im Wasser oder bei vorhandenen finanziellen Möglichkeiten auch mit einem Sektchen auf dem hauseigenen Segelboot am Wannsee. Andere wiederum suchen in den Straßenschluchten Berlins nach einer frischen Böe zur Abkühlung in der Hitze oder fahren aufs Tempelhofer Feld um dort auf dem Wiesenmeer Sportarten wie Streetkite Longboarding,Windskating, Kitebuggy-Fahren und Kite-Land-Boarding (KLB) nachzugehen oder einfach ihr Modellflugzeug starten zu lassen. Wieder andere steigen ins Flugzeug und reisen gen Süden. Sie alle sind vom Wind abhängig und es ist spannend, sich mit der Luftzirkulation in und um die Stadt zu beschäftigen, die so unmittelbaren Einfluss auf unser alltägliches Tun und Befinden hat. Der Berliner Wind kommt in 21% aller Stunden aus Westen und ist aus dieser Richtung auch am Schnellsten. Ganz selten kommt der Wind aus Norden und aus Südosten ist er am Langsamsten. Und jene, die sich im Sommer in der Stadt aufhalten, werden wissen – in den Straßenschluchten und oberen Stockwerken kann es ganz schön blasen. Innerhalb des Stadtgebietes beeinflussen auch kleinere Faktoren wie etwa Temperatur- und Druckunterschiede zwischen Häusern/ großen Plätzen und Freiflächen die Windrichtung. Es kommt zu Düseneffekten, die einen auch gerne mal vom Fahrrad pusten können. Dies liegt daran, dass es in der Stadt wärmer ist als im Umland, Boden/ Beton und Stahl heizen sich bei starker Sonneneinstrahlung schneller auf als Seen und Wälder. Diese warme Luft steigt nach oben, entsprechend wird die kühlere Luft des Umlandes in die Stadt hineingesaugt. Die Straßenschluchten wirken dabei wie Trichter, die die Geschwindigkeit der Luft beschleunigen. Steht dann ein Hochhaus im Weg oder bietet eine große Kreuzung auf einmal PLatz, kommt es zu Verwirbelungen und Verstärkung der Geschwindigkeit – hier können Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/ h erreicht werden. .Jeder Neubau beeinflusst also das Klima der Stadt und dieses Phänomen hat sogar einen Namen: „Urban breezing“.

Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: „Oje, geht es mir schlecht.“ Der Andere: „Was hast Du denn?“ – „Ich glaube, ich habe Homo Sapiens.“ – „Macht nix, habe ich auch mal gehabt, das geht von alleine wieder vorbei!“

So heißt die „Wand-Gelbflechte“ auf schlau. Diese leuchtend gelb-orangefarbene, stickstoffliebende Laubflechte ist nicht nur eine der häufigsten, sondern auch eine der schönsten dieser geheimnissenvollen Doppelwesen aus Pilz und Alge, die heute wieder die Berliner Straßenbäume schmücken. Und mehr noch: Der Pilzpartner dieser Art, die sich früher vor allem an alten Viehtriebwegen wohlfühlte, kann benachbahrten anderen Flechten auch noch die begehrte Algenpartnerin entreißen…perfide Machenschaften direkt vor unserer Haustür.

 

Berlin hat 892 m² Fläche, davon 56,4 % Siedlungsfläche, 18,3 % Wald, 14,4 % Sport- und Grünanlagen, 13 % Landschaftsschutzgebiet, 6,7 % Wasser. Durch ein großes Nahrungsangebot, wenig Gefahren und eine reichhaltige Naturausstattung ist Berlin mit rund 20600 Tier-und Pflanzenarten die artenreichste Hauptstadt in Europa. 3,7 Milionen Einwohner teilen sich Berlin mit 140 000 Hunden, 440 000 Straßenbäumen, 1000 – 1500 Füchsen und ca. 40 Biberfamilien. Im Sommer kommen tagsüber noch 30 000 Mauersegler dazu, weitere 180 Brutvogelarten bevölkern den Himmel über Berlin (darunter 100 Brutpaare Habichte, 3 Seeadlerpaare und 125 000 Spatzen). Ausser Mensch, Katze, Hund tummeln sich noch 59 wilde Säugerarten in unserer Stadt (davon 17 Fledermausarten in 43 Winterquartieren, 1000 Waschbären, 2000 – 5000 Wildschweine). In 270 Schulgärten können die Berliner Gören viel über 17.000 Insektenarten sowie 561 lokale Spinnen- 38 Fisch-, 13 Amphibien- und 5 Reptilienarten erfahren und bis zu 153 Schnecken- und Muschelarten finden. Die Berliner Wildpflanzenbotanik zäht 2179 Gefäßpflanzenarten, (Stand: 2001), davon gelten 1393 Arten als etabliert, dazu kommen u.a. ca. 400 Moose, 2000 Pilze und 250 Flechtenarten. In der Großstadt liegen die Temperaturen bis zu 3 Grad höher als auf dem Land, nachts sogar bis zu 12 Grad. Die Anzahl der Hitzetage (Höchsttemperatur über 30 Grad) lag 2001-2010 bei circa 6 Tagen, 2050 werden es schätzungsweise 20 Tage und 2090 circa 36 Hitzetage sein. Der Klimawandel zieht auf der einen Seite wärmeliebende Arten nach Berlin wie zum Beispiel die Feuerlibelle oder die Italienische Schönschrecke. Aber: Der Artenreichtum ist bedroht: 40 % der Stadtbäume galten 2010 als geschädigt. Durch den Rückgang an feuchte Wiesen kommt es z.B. zu Abnahmen von Vogelarten wie Haubenlerche, Kiebitz, Schleiereule, Dohle und Saatkrähe.